faul und erfolgreich?
Ich habe die wohnungsmöbel teilweise verrückt und sitze jetzt rauchend in der umdekorierten küche. Denke über alles mögliche nach. Ich könnte ja alle noch lebenden schriftsteller, die ich mag, anschreiben und um rat für ein eine schriftstellerkarriere bitten. So wie in rilkes „briefe an einen jungen dichter“. Aber schon während ich dies hier schreibe, kommt mir das völlig bescheuert vor. Was sollen die mir antworten? Was soll das denn bringen? Außer vielleicht den spass, zu erfahren, wer tatsächlich auf solch schwachsinnige leserbriefe antwortet? Ob man ein bestimmtes talent zum schreiben hat, weiß der schreibende doch selbst am besten. Ob daraus auch mal beruflich etwas wird, ist ja eine ganz andere frage. Hängt ja auch vom glück ab.
Wenn ich texte schreibe, höre ich in letzter zeit als meine eigene innere lesestimme, die von horst evers. Es ist so, als würde er mir die gerade entstehen texte vorlesen. Verdammt. Das ist nicht sehr angenehm, die eigene lesestimme gegen die von horst evers getauscht zu haben. Geht bestimmt aber auch wieder weg. Habe wahrscheinlich einfach zu viele horst evers-geschichten gehört. Ist mir mit wiglaf droste auch schon mal passiert. Dessen stimme ist aber wieder meiner eigenen gewichen.
Jetzt denke ich schon wieder an etwas ganz anderes. Hab meine gedanken nicht so richtig im griff. Denken, woran sie wollen. Die gedanken, meine ich. Ist gar nicht so leicht, bei so vielen gedanken mitzuschreiben. Außerdem gilt es auch noch so contraproduktive gedanken wie: hat doch alles keinen sinn, geh wieder ins bett! Oder: ab zum bäcker und dann die große kuchenplatte ganz allein! Oder: erst ins bett, dann aufs sofa und dann ne stunde schlafen. Usw. alles schöne gedanken, die es aber morgens um zehn zu unterdrücken gilt.
Naja; unter anderem plagen mich ja auch sorgen oder selbstvorwürfe, dass ich aus meinem leben nicht genug mache; nicht hart arbeite, mich gehen lasse, mich zu wenig anstrenge, meine vorhandene kraft in sinnlose projekt stecke usw.
das kann ja alles sein: aber neulich kam mir dazu folgendes in den sinn:
viele behaupten ja von sich, dass sie hart arbeiten und sind dann ganz beleidigt, wenn es trotz ihres harten arbeitens statt lob sogar kritik regnet. Allein das harte arbeiten ist ja kein garant dafür, dass am ende etwas gelingt, würde ich diesen leuten gerne sagen. An dieser stelle kann man auch den refrain eines farin-urlaub-songs zitieren: „ich bin immer dann am besten, wenn`s mir eigentlich egal ist (ich bin immer dann am besten, wenn mir keiner ins regal pisst)“.
Um der nun folgenden argumentationskette den anschein von wissenschaftlichkeit und seriösität zu geben, habe ich sie in einzelne schritte untergliedert. Dies befähigt den leser mir vorzuwerfen, schritt 3 sei bspw. Nicht nachvollziehbar oder unglaubhaft.
1. schritt meiner überzeugenden argumentationskette
das leben ist von gegensätzen geprägt: der eine ist streitsüchtig, cholerisch und/oder jähzornig, der andere ruhig, friedliebend und/oder beschwichtigend. Der eine ist schön, der andere hässlich; der nächste lustig, ein anderer stets ernst usw.
1. Zwischenschritt meiner sehr überzeugenden argumentationskette
wenn es aber menschen gib, die rund um die uhr hart arbeiten, muss es dann nicht auch die geben, die so gut wie gar nicht arbeiten?
2. schritt meiner überzeugenden und in sich geschlossenen argumentationskette
wenn es menschen gibt, die trotz harter arbeit nicht oder nur mäßig erfolgreich sind, muss es dann nicht auch menschen geben, die ohne harte arbeit, sondern verträumt, verschlafen und antriebslos einfach so, also ohne stress, zwang und hektik, ohne erfolgsstreben und gewinnorientierung, etwas aus lust und laune heraus machen und dann damit sogar noch erfolg haben?
2. Zwischenschritt, welcher auch mich noch nicht ganz überzeugt
Sorgt nicht auch ständiger druck, zwang und stress für erschöpfung, frust und orientierungslosigkeit? Laufen die hart arbeitenden denn nicht oft auch mit scheuklappen durch die welt und verlieren das gespür dafür, ob sie auf dem richtigen weg sind? Aber anstatt zur eigenen arbeit abstand zu gewinnen, zur ruhe zu kommen und sich neu zu orientieren, rennt man weiter. Wenn man nur ordentlich rennt und hart arbeitet, kann das doch nicht ganz falsch sein. Fertig werden, termine einhalten, projekte abschliessen und immer so weiter. Bloß nicht zur besinnung kommen.
Heute weiß die psychologie und der aufmerksame selbstbeobachter, dass einem die besten ideen und lösungen oft in entspannten phasen, ja manchmal sogar im schlaf, einfallen. Man kann kreativität nicht erzwingen oder herbeiarbeiten. Das gegenteil ist der fall.
Ergebnis meiner sehr überzeugenden und in sich geschlossenen argumentationskette
deshalb hoffe ich, dass ich mit meiner arbeitsscheu, meinen ständigen ruhephasen und vermeidung von jeglichem stress (böse zungen sprechen gar von faulheit) auf dem richtigen weg bin. Nach derartig viel ruhe und entspannung müsste mir eigentlich bald mal etwas großartiges einfallen. Mal abwarten.
Puh! Das war jetzt aber ganz schön anstrengend. Der kaffee ist leer und die zigarre geraucht. Ich hoffe, der leser konnte folgen. Ich hab das gefühl, der text ist noch nicht vollständig, aber ich mache ihn irgendwann mal fertig. Jetzt lege ich mich erst mal wieder hin. Unter stress und druck kann ich nicht arbeiten. Und wenn ich müde bin, was eigentlich immer der fall ist, auch nicht. Der schriftstellerische erfolg müsste sich ja noch oben dargestellter beweiskette bald von selbst einstellen.
Wenn ich texte schreibe, höre ich in letzter zeit als meine eigene innere lesestimme, die von horst evers. Es ist so, als würde er mir die gerade entstehen texte vorlesen. Verdammt. Das ist nicht sehr angenehm, die eigene lesestimme gegen die von horst evers getauscht zu haben. Geht bestimmt aber auch wieder weg. Habe wahrscheinlich einfach zu viele horst evers-geschichten gehört. Ist mir mit wiglaf droste auch schon mal passiert. Dessen stimme ist aber wieder meiner eigenen gewichen.
Jetzt denke ich schon wieder an etwas ganz anderes. Hab meine gedanken nicht so richtig im griff. Denken, woran sie wollen. Die gedanken, meine ich. Ist gar nicht so leicht, bei so vielen gedanken mitzuschreiben. Außerdem gilt es auch noch so contraproduktive gedanken wie: hat doch alles keinen sinn, geh wieder ins bett! Oder: ab zum bäcker und dann die große kuchenplatte ganz allein! Oder: erst ins bett, dann aufs sofa und dann ne stunde schlafen. Usw. alles schöne gedanken, die es aber morgens um zehn zu unterdrücken gilt.
Naja; unter anderem plagen mich ja auch sorgen oder selbstvorwürfe, dass ich aus meinem leben nicht genug mache; nicht hart arbeite, mich gehen lasse, mich zu wenig anstrenge, meine vorhandene kraft in sinnlose projekt stecke usw.
das kann ja alles sein: aber neulich kam mir dazu folgendes in den sinn:
viele behaupten ja von sich, dass sie hart arbeiten und sind dann ganz beleidigt, wenn es trotz ihres harten arbeitens statt lob sogar kritik regnet. Allein das harte arbeiten ist ja kein garant dafür, dass am ende etwas gelingt, würde ich diesen leuten gerne sagen. An dieser stelle kann man auch den refrain eines farin-urlaub-songs zitieren: „ich bin immer dann am besten, wenn`s mir eigentlich egal ist (ich bin immer dann am besten, wenn mir keiner ins regal pisst)“.
Um der nun folgenden argumentationskette den anschein von wissenschaftlichkeit und seriösität zu geben, habe ich sie in einzelne schritte untergliedert. Dies befähigt den leser mir vorzuwerfen, schritt 3 sei bspw. Nicht nachvollziehbar oder unglaubhaft.
1. schritt meiner überzeugenden argumentationskette
das leben ist von gegensätzen geprägt: der eine ist streitsüchtig, cholerisch und/oder jähzornig, der andere ruhig, friedliebend und/oder beschwichtigend. Der eine ist schön, der andere hässlich; der nächste lustig, ein anderer stets ernst usw.
1. Zwischenschritt meiner sehr überzeugenden argumentationskette
wenn es aber menschen gib, die rund um die uhr hart arbeiten, muss es dann nicht auch die geben, die so gut wie gar nicht arbeiten?
2. schritt meiner überzeugenden und in sich geschlossenen argumentationskette
wenn es menschen gibt, die trotz harter arbeit nicht oder nur mäßig erfolgreich sind, muss es dann nicht auch menschen geben, die ohne harte arbeit, sondern verträumt, verschlafen und antriebslos einfach so, also ohne stress, zwang und hektik, ohne erfolgsstreben und gewinnorientierung, etwas aus lust und laune heraus machen und dann damit sogar noch erfolg haben?
2. Zwischenschritt, welcher auch mich noch nicht ganz überzeugt
Sorgt nicht auch ständiger druck, zwang und stress für erschöpfung, frust und orientierungslosigkeit? Laufen die hart arbeitenden denn nicht oft auch mit scheuklappen durch die welt und verlieren das gespür dafür, ob sie auf dem richtigen weg sind? Aber anstatt zur eigenen arbeit abstand zu gewinnen, zur ruhe zu kommen und sich neu zu orientieren, rennt man weiter. Wenn man nur ordentlich rennt und hart arbeitet, kann das doch nicht ganz falsch sein. Fertig werden, termine einhalten, projekte abschliessen und immer so weiter. Bloß nicht zur besinnung kommen.
Heute weiß die psychologie und der aufmerksame selbstbeobachter, dass einem die besten ideen und lösungen oft in entspannten phasen, ja manchmal sogar im schlaf, einfallen. Man kann kreativität nicht erzwingen oder herbeiarbeiten. Das gegenteil ist der fall.
Ergebnis meiner sehr überzeugenden und in sich geschlossenen argumentationskette
deshalb hoffe ich, dass ich mit meiner arbeitsscheu, meinen ständigen ruhephasen und vermeidung von jeglichem stress (böse zungen sprechen gar von faulheit) auf dem richtigen weg bin. Nach derartig viel ruhe und entspannung müsste mir eigentlich bald mal etwas großartiges einfallen. Mal abwarten.
Puh! Das war jetzt aber ganz schön anstrengend. Der kaffee ist leer und die zigarre geraucht. Ich hoffe, der leser konnte folgen. Ich hab das gefühl, der text ist noch nicht vollständig, aber ich mache ihn irgendwann mal fertig. Jetzt lege ich mich erst mal wieder hin. Unter stress und druck kann ich nicht arbeiten. Und wenn ich müde bin, was eigentlich immer der fall ist, auch nicht. Der schriftstellerische erfolg müsste sich ja noch oben dargestellter beweiskette bald von selbst einstellen.
bratapfel-süß-sauer - 10. Dez, 19:42