wie zuvor beschrieben (siehe blogbeitrag „neue küche“) liege ich im wohnzimmer auf dem sofa eines freundes und lausche den arbeitsgeräuschen der handwerker, die mit dem einbau der neuen küche beschäftigt sind. Es ist ja allgemein bekannt, dass unter handwerkern, insbesondere auf dem bau, der ton und die umgangsformen eher rau sind. Aber die beiden handwerker in der küche scheinen sich wirklich nicht sonderlich zu mögen. Der jüngere der beiden, den ich für den intelligenteren und fähigeren halte, scheint dem älteren soeben erklärt zu haben, dass der vom älteren eingebaute kühlschrank schief stünde. Daraufhin setzt sich dieser wutschnaubend zur wehr: der kühlschrank sei gerade; schließlich habe er tischler gelernt, er solle ihm nichts erzählen; man habe doch auch eine gewisse toleranz; er solle sich mal ne ordentliche wasserwaage kaufen; was da schief sei, entspreche einem „fotzenhaar“. Ich bin ein wenig schockiert. Leider erinnert mich die stimme und diese kraftmeierische art an einen meiner onkel, der zeitweise auch auf dem bau gearbeitet hat. Aus dem flur zieht ein unangenehmer geruch ins wohnzimmer. Entweder hat einer der beiden gefurzt oder das küchenablussrohr wurde geöffnet und riecht nach kloake. Ich könnte so nicht arbeiten. Oder müsste mich erst an diese raue art gewöhnen. Wenn ich es denn überhaupt könnte. Ich bin zu empfindlich. Ein rohes ei. Harmoniebedürftig und halte zwischenmenschliche spannungen nicht aus. Die handwerker haben sich schon wieder beruhigt und reden wieder ganz normal miteinander. Machtkämpfe, reibereien, bosheiten, intrigen – ich bezweifle, dass ich in dieser arbeitswelt bestehen könnte.
bratapfel-süß-sauer - 17. Dez, 09:37
ich bin in der wohnung eines freundes und schwanke zwischen behaglich- und unbehaglichkeit. Ich liege auf einem braunen ledersofa, lese und trinke kaffee, während zwei handwerker ungefähr in meinem alter die neue küche einbauen. Es ist nicht meine küche, die eingebaut wird und ich liege hier nur auf wunsch meines freundes herum, um die handwerker zu kontrollieren. Damit diese in seiner abwesenheit nicht nur pause machen und das dann später als arbeitszeit abrechnen. Ich habe die wohnzimmertür anglehnt und höre nur das klopfen, sägen und hämmern. Es riecht nach frisch zersägten spahnplatten. Ich mag den geruch von holz, auch wenn es nur zusammengepresstes ist. Die sonne scheint durch die großen wohnzimmerfenster, ich habe die heizung aufgedreht, trinke eine tasse kaffee nach der anderen und fühle mich auf dem sofa recht behaglich. Nur wenn einer der handwerker hereinkommt, um werkzeug zu holen, fühle ich mich ein wenig unbehaglich. Die müssen arbeiten, ich hänge rum und schaue ihnen noch beim arbeiten zu. Ich bin ja nur unbezahlter aufpasser, rechtfertige ich mich. Ich könnte mir ja gar keine maßangefertigte küche leisten. Ich bohre heimlich in der nase, will das gefundene gerade unters sofa schnippen als vor meinem inneren auge der mahnende gesichtsausdruck meiner freundin auftaucht. Ich gucke kurz schuldbewusst und ziehe ein taschentuch aus der hose, in welches ich den popel hineinknete. Jetzt muss ich ihn mit mir herumtragen. In beziehungen verlieren männer ihre freiheit und unabhängigkeit, denke ich. Andererseits fällt mir jetzt die geschichte eines bekannten ein, der sich – aus welchen gründen auch immer – in einem erotikfachgeschäft aufhielt und folgendes erlebte: das besagte fachgeschäft hatte auch videokabinen mit erotischer unterhaltung zu bieten und gerade als mein bekannter den fachmarkt wieder verlassen wollte, sah er, wie sich ein nachlässig gekleideter mittfünfziger, dem nicht nur das deckhaar sondern auch der anstand zu fehlen schien, sich seine hände mit abgespreizten fingern an der jeanshose sauber oder trocken wischte. So etwas geht selbst mir zu weit. Seitdem drücke ich die türklinken von entsprechenden fachmärkten, in welchem ich mich ab und zu zum geschenkerwerb oder zu recherchezwecken aufhalte, nur noch mit dem ellbogen herunter.
bratapfel-süß-sauer - 17. Dez, 09:19